Riobamba - Cajabamba
Cajabamba liegt etwa eine halbe Stunde mit dem Bus von Riobamba entfernt. Ohne Lola wäre ich nie auf die Idee gekommen, dieses Dorf mit imposanter Geschichte kennenzulernen.
Cajabamba (Kichua: Kashapampa, "Dornenebene") war einmal Hauptstadt des alten Puruhú-Volkes, wurde dann aber von den Inkas erobert und vom Inka-General Rumiñawi hartnäckig gegen die spanischen Eroberer verteidigt. Er ließ schließlich die Stadt Liribamba, wie sie damals hieß niederbrennen und floh mit seinem Volk. Der spanische Eroberer Diego de Almagro baute auf der verbrannten Erde die Stadt neu auf und gründete sie 1534 mit dem Namen Santiago de Quito als erste Stadt der Spanier. Später wurde Quito an ihren heutigen Standort verlegt.
Im Hotel Tren Al Sur finde ich eine ruhige Unterkunft und werde jeden Morgen vom krähenden Hahn und seinen kakelnden Hühnern geweckt. Bei der Doña bekomme ich jeden Tag deftige Hausmannskost frisch gekocht.
Manchmal sitze ich im Café Kuyay (Kichwa: "Liebe") und trinke den einzig frisch zubereiteten Kaffee im Dorf.
In de Hauptstraße findet man jede Menge Asados, kleine Grillstände und Streetfood- Stände.
Cuys - Meerschweinchen gegrillt - gelten hier als Delikatesse. Wer es mag....
Von hier aus starte ich meine Entdeckungstouren zum Chimborazo und nach Salina.
Am Sonntag findet hier die Feria, der Wochenmarkt statt. An der Kirche gibt es einen Markt mit traditionellem Handwerk. Die Indios sind hier offener und ich komme mit einer älteren Frau ins Gespräch, die mir das Faden spinnen zeigt.
Erster Versuch… ohne Hilfe!
Zweiter Versuch: mit bandeja, einer Bauchbinde, in die man den Spindelstab steckt.
...und das Ergebnis! Schon fertig gestrickt!
Meine Bewunderung gilt immer wieder dieser filigranen Handarbeit, die den Indio-Frauen so flink und geschickt von den Fingern geht. Sie benutzen ausschließlich Naturwolle für diese Textilien, meist Schaf- oder Alpakawolle, die sie selbst spinnen, mit Naturfarben kolorieren und verweben.
Die Stadt Riobamba ist die Mitte Ecuadors und somit Ausgangspunkt für Ziele in alle Richtungen dieses Landes. Ich nutze sie später, um am Terminal den Bus nach Cuenca zu buchen.
Salinas - eine kleine Perle in der Landschaft
Es ist unmöglich, dieses kleine in 3550 m Höhe gelegene Bergdorf nicht zu besuchen. Schon die etwas längere Fahrt auf zum Teil rumpliger Schotterstraße durch malerische Andenlandschaften ist spektakulär. Irgendwann höre ich auf, sie durch die Kameralinse schön zu finden und genieße einfach diesen fantastischen Ausblick.
Mich begleiten wieder Oswaldo und seine kleine Familie, die sich für den Sonntagsausflug besonders festlich angezogen haben. Wir fahren vorbei am Chimborazo, um ihn herum und steigen ein paar mal aus, um noch einmal Bilder von seiner hinteren Ansicht zu bekommen.
Salinas hat Außergewöhnliches zu bieten und ist in Sachen nachhaltige Lebensweise ein weitreichendes Vorbild für unsere westliche Welt.
Man kommt nach Salinas am besten mit weißen Pickups der hiesigen Kooperative, die als Sammeltaxis fahren, von der Stadt Guarana aus in etwa einer Stunde.
Es gibt etwa 30 einzigartige Kooperativen und Projekte im Dorf, die verschiedenste Naturprodukte herstellen und handwerklichen Kunst aus natürlichen Materialien betreiben. Sie benutzen ausschließlich vom Ackerbau der Indios erzeugtes Gemüse und Obst in der Region.
Die Käsefabrik von Salinas stellt verschiedenste Käsesorten her, für die aus der Viehzucht der Indios gewonnene Milch verarbeitet wird, die sie auf Mauleseln anliefern.
Im Dorf gibt es eine kleine Schokoladenfabrik, die aus rein organischen Stoffen, Kakaopulver und Schokolade nicht nur für Ecuador herstellt, sondern auch nach Europa exportiert.
Eine Kooperative erzeugt Naturkosmetik aus Pflanzen der Region, eine andere Fruchtliköre von der Zitrone, von der Brombeere, von Kaffeebohnen und vieles mehr.
All das probiert und kauft man im Café Mamá Michi an der Theke von Lucas, der sich viel Zeit nimmt für Empfehlungen und Verkostung. Bei ihm kann man auch Unterkünfte erfragen, die von jungen Einheimischen geführt werden, falls dieses idyllische Örtchen zum Verweilen verführt.
Im Café Mamá Michi bekommen wir ein leckeres Frühstück mit bestem Kaffee. Lukas bringt mir eine Probe des traditionellen Getränks "parajo azul" eines bläulich schimmernden, 40prozentigen Wässerchens mit sanften Geschmacks. Ein angenehmer Absacker.
Unten am Berghang des Dorfes liegt eine Salzmine, die noch im Betrieb ist und den Abbau des Salzes betreibt.
Um den Hauptplatz, dem Plaza Roja, findet man hübsch zurecht gemachte Restaurants und Souvenirstübchen mit guter traditioneller Handwerkskunst.
Salinas ist ein reizendes Örtchen abseits der Reisepfade mit freundlichen Menschen, die fast schon ein familiäres Ambiente bereiten. Unbedingt sehenswert!
Gracias a Oswaldo Cepeda
Oswaldo fuhr mich geduldig und sicher in seinem Pickup nach Chimborazo und Salinas. Ich verbrachte eine unterhaltsame Zeit mit ihm, seiner Frau Nelly und ihrem gemeinsamen Sohn Said.
Sie heirateten sehr jung und bekamen bald nach der Hochzeit ihr bisher einziges Kind. Die kleine Indio-Familie wohnt in Guamote und wünscht sich, bald ein eigenes Haus zu bauen. Nelly kümmert sich die meiste Zeit um die Familie, fertigt kunstvolle traditionelle Handarbeit an und möchte irgendwann einmal Medizin studieren. Oswaldo fährt mit seinem eigenen Pickup Touristen und Leute durch die Region um den Chimborazo und arbeitet ein bisschen als privater Guía.
Vieles erlebten sie mit mir zusammen neu und durchlebten mit mir abenteuerliche Erfahrungen wie den Aufstieg zum Vulkan oder die Begegnung mit Balthasar Ushca, der lebenden Eismann-Legende. Wir aßen zusammen eine typische Fritada in einem Restaurant in Guana, tauschten Dinge über das Leben in unser beider Länder aus und träumten ein wenig vom Reisen.
Gracias por tantas memorias. Estamos en contactos. Tuparishun.
Nun also auf zum letzten Stop auf der Vulkanstraße in Ecuador, auf nach Cuenca!
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