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  • AutorenbildSylvia Thiel

Die Pousada "Immergrün" in der Mata Atlântica


Die Mata Atlântica, der Atlantische Regenwald, ist heute einer der am stärksten bedrohten tropischen Wälder. Insgesamt waren es einmal etwa 15% der Fläche Brasilien, 1% sind übrig geblieben. Dieser Gedanke betrübt mich jedesmal bei den Aussichten auf diese wundervollen Landschaften, die sich bei den Wanderungen in den nächsten beiden Tagen bieten.

Am 2. Weihnachtsfeiertag brechen wir auf zur ökologischen Farm "Sempre Verde", deren Besitzer sich mit Leib und Seele der Rettung eines kleinen Teil dieses Gebiets im Bundesstaat Pernambuco, in der Nähe des Städtchen Gravatá verschrieben haben.

Es ist eines meiner beeindruckensten und unvergesslichsten Erlebnisse der Reise in Brasilien. Die Begegnung mit einem Weg zurück zum Leben in, von und im Einklang mit der Natur. Es ist möglich und sehr viel entspannter!

Nach einer holprigen Autofahrt hinauf zu die Anhöhen, auf der die Farm liegt, empfangen uns Pepeu und Malin, die Besitzer der Pousada "Sempre Verde", die sie seit 1992 Stück für Stück aufgebaut haben. Diese ökologische Farm arbeitet nach dem landwirtschaflichen Prinzip der "permaculture", worunter man das nachhaltige Wirtschaften im Einklang mit der Natur versteht. Die beiden haben einen Sohn Thilo, der gerade mit dem Studium pausiert und ebenfalls zu Besuch ist und eine Tochter.


Pepeu hat vor dem Eingang seinen alten Käfer aus seinen Hippie-Tagen abgestellt, was irgendwie zum alternativen Weg dieser Familie passt.


Pepeu, ein guter Freund von Marli aus Kinderzeiten, arbeitet als Anwalt in Olinda und fährt drei Tage in der Woche dorthin, um seine Arbeit zu erledigen. Moly, wie sie genannt wird, ist einst aus Schweden hierher ausgewandert und hält das Zepter in der Hand. Sie organisiert mit Hingabe nicht nur den Pensionsbetrieb, sondern auch verschiedenste ökologische Projekte auf ihrer Farm und für die Bewohner der Gegend. Sie lebt ihren Traum von einem Leben mit und für die Natur.


Für die Zubereitung des veganen und vegetarischen Essen, das sie ihren Pensionsgästen anbieten, nutzen sie das angebaute Gemüse in ihrem Garten: Tomaten, Ruccola, Blattsalat, Basilikum, Petersilie, Bohnen, Avocado und die Früchte ihrer verschiedenen Obstbäume wie Mango, Papaya, Banane, die auf ihrer weitläufigen Farm wachsen. Wir helfen mit, unser frisches Essen zu ernten. Es wird ergänzt durch das Biogemüse von Bauern der Nachbarschaft. Wir trinken vortrefflichen Kaffee aus der eigenen Kaffeeproduktion.

Der Tisch ist immer reichlich gedeckt: Das Obst ist frisch aufgeschnitten, es gibt Cuzcuz, Eier, Manioca, Bohnen, frischen Kaffee und Fruchtsaft. Malin und Pepeu leisten uns jedesmal Gesellschaft beim Essen und erzählen uns ihre Geschichte und ihr Leben hier im Regenwald, für den sie brennen und durch den sie laufen, als wenn sie hier geboren wären, wie sie uns später auf den gemeinsamen Ausflügen zeigen. Ich höre ihnen fasziniert zu und denke, wie einfach und logisch es klingt, so ein Leben in Einklang mit der Natur zu leben. Wir nehmen von ihr, was notwendig ist und geben ihr dafür Schutz, begegnen ihr mit Behutsamkeit, damit sie ungestört weiterleben kann.

Die kleinen Pensionshäuschen sind ausschließlich aus Naturmaterialien vor allem Lehm und Ton errichtet. Das Holz für die Bänke ist das, was die Natur nicht mehr braucht. Alte Materialien, Autoreifen, Autoscheiben wurden wiederverwendet und eingebaut. Alle Nippes und dekorativen Elemente sind aus Naturmaterialien.

Malin lädt Gäste und Volunteerings ein, nachhaltige Ideen und Projekte einzubringen und auch umzusetzen. So entstand ein rundes Lehmhaus in alter Tradition der Indigena, ein Haus aus Lehmziegeln, die in Handarbeit gefertigt wurden und ein Haus, erbaut aus gebrauchtem Material.


Die "Maschinen" arbeiten mit nachhaltigen Energiequellen. Der Grill zum Trocknen von Früchten, der Ghettoblaster oder der kühlende Personal-Ventilator mit Sonnenenergie, die Wasserpumpe, wenn nötig mit der Muskelkraft des Menschen. Man kann es auch so sehen: Das Spinning ist gesund wie das stromlos hochgepumpte Wasser. Einstige Gäste der Pension, die von Beruf Ingenieure für Umwelttechnologie waren, kamen auf Anfrage von Malin mit einer Idee für eine Wasseraufbereitungsanlage im Gepäck zu ihr, bei der Bakterien in einem besonderen Naturfilter das Wasser reinigen. Sie bastelten und experimentierten und sie funktioniert ohne großen Wartungsaufwand. Alle Achtung!

(Slideshow ... bitte auf den Pfeil im Bild rechts drücken)


Pepeu und Malin führen uns bei zwei Ausflügen über ihr Anwesen. Sie erzählen, dass es damals, als sie das Land erwarben, keinen Wald mehr gab. Sie gaben der Natur ungestört die Möglichkeit, sich wieder zu entfalten, haben durch eine sanfte Renaturierung hier und dort ein wenig nachgeholfen. Auch jetzt hebt Malin die federleichten Samen eines Baumes auf, um sie später zu verpflanzen.


Wir gehen heute durch einen Dschungel, der lustvoll und wild seine vielfältigen Pflanzenarten wachsen lässt. Lianen baumeln vom Himmel herunter, Bromelien hoch oben in den Baumwipfeln wirken friedlich vereint in symbiotischer Freundschaft mit dem Baum, riesige Agaven, weite Blätterteppiche breiten sich üppig aus. Termiten fressen sich unnachgiebig durch das für sie so saftige Holz. Malin hält das für ein Zeichen des sich erholenden und glücklichen Regenwaldes.

Seine faszinierende, so ursprüngliche Flora und Fauna wird gefüllt vom Schrei der Brüllaffen, den farbigsten Schmetterlingen und buntesten Vögeln. Die Welt scheint in Ordnung, die Natur ungestört und zufrieden mit sich. Ich bin es auch.



Während einer Wanderung kommen wir an einen Wasserfall vorbei, irgendwo versteckt hinter dichten Gestrüpp. Obwohl er jetzt in der Trockenzeit spärlich dahin plätschert, sind wir doch glücklich über eine frische Dusche im heißen Urwald.


Neben Wanderungen im Regenwald bietet die Pension auch andere Aktivitäten an, die auf der Website zu erfahren sind. Ein besonderer Teil beinhaltet Vorträge über Pflanzen des Regenwaldes, die als Heilkräuter eine medizinische Bedeutung haben oder eine gesunde Ernährung unterstützen.


Das sympathische Paar ist noch voller Pläne. Malin erzählt, dass sie nochmals eine Schule ins Leben rufen möchte, die über den Regenwald und eine nachhaltige Forstwirtschaft lehrt.


Als ihr Sohn Thilo klein war, sehnte er sich nach gleichaltrigen Spielgefährten. So entschloss sie sich, für die Kinder der umliegenden Dörfer eine Kinderbetreuung und später auch eine Schule zu errichten. Dazu baute die Familie in der Nähe ihres Hauses ein kleines Gebäude, fand eine einheimische Lehrerin. Die Schule betreute am Ende bis zu 17 Kinder. Als die Schulfreunde und auch Thilo heranwuchsen und eigene Bildungswege gingen, wurde die Schule geschlossen.


Nun überlegt Marlin, eine Art Schule für eine forstwirtschaftliche Ausbildung zu gründen, deren Ziel es ist, Jugendliche und auch Arbeitssuchende der Region für die Erhaltung des Regenwaldes auszubilden, aber auch Pflanzenkunde zu lehren, um sie beispielsweise für eine bewusste Ernährung zu sensibilisieren.



Was die beiden, Pepeu und Malin hier erschaffen haben, verdient meinen tiefen Respekt und meine aufrichtige Bewunderung. Ich bin nach zwei sehr entspannten und erkenntnisreichen Tagen mehr überzeugt denn je, dass es für unsere Erde noch nicht zu spät ist und wir sie retten können.


Wie das geht? Das erzählen und zeigen euch Pepeu und Malin gern selbst! Einfach mal vorbeifahren!



Profitieren wir von den Erfahrungen dieser Menschen, die es uns ein Leben in Einklang mit der Natur schon lange vorleben und schließen wir uns ihnen an... jetzt! Aus Respekt vor all den Geschenken, die uns die Natur für unser Leben bereithält!


Auf eine immergrüne Natur!


Danke für die spannende Zeit bei euch! Auf das noch viele eurer Pläne gelingen!












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