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  • AutorenbildSylvia Thiel

Al-Andalus - das maurische Granada


Die überaus strahlende Stadt Granada war im 13. und 14. Jahrhundert das bedeutendste Zentrum maurischer Kultur und ein Beispiel für intaktes symbiotisches Zusammenleben von Christen, Juden und Araber.


In allen Straßen, Gassen und auf vielen Plätzen der Innenstadt präsentieren sich prächtige Gebäude aus der islamisch- arabischen Zeit, die zum Teil nach der Übergabe an die katholischen Könige im Zuge der Reconquista von Bauten der Renaissance überbaut wurden oder mit klassizistischen Architektur der katholischen Kirche erweitert wurden.


Die Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón ließen am 31.März 1492 mit dem Edikt von Alhambra nicht bekehrungswillige Juden vertreiben. In der folgenden christlichen Inquisition wurden Juden und „Ketzer“ verfolgt, arabische Bücher verbrannt und das islamische wie auch das jüdische Volk zwangschristianisiert.


Die spanischen Herrscher erbauten die Kathedrale im Zentrum Granadas an der sich die Capilla Real, das pompöse Mausoleum der Katholischen Könige anschließt.


Ich mag die Vielfältigkeit Granadas, seine Eleganz und seine gebildete Ausstrahlung.


Im Albaizin


Der weiße Farbanstrich der Häuser im Albaizin, dem ältesten Stadtviertel Granadas sorgt für beständig helles Licht. Man nennt sie "Cármenes", was von dem arabischen Wort "karm" stammt und "Villa mit Weingarten" bedeutet. Ich lasse mich einfach treiben durch dieses Labyrinth von schmalen Gassen, die mich mal zu einem zierlichen Platz führen, wo ein Café auf Gäste wartet, um dann, meistens bergan zu ziehen, einem der "Miradores" zustrebend, die mir einen umwerfenden Blick auf die Alhambra bieten, Ihren Besuch fiebere ich nun erst recht entgegen. Die Bilder hinterlassen einen staunenden Betrachter und unvergessliche Eindrücke.


Über der Stadt liegen orientalische Gerüche, die mich an die Räucherstäbchen erinnern, die ich gern abends daheim anzünde, um mich mit wohligem Duft zu umgeben. Das geschäftige Treiben in der Calle Caldereria Nueva erinnert mich an einen arabischen Bazar irgendwo in Marokko oder Tunesien. Es macht Spaß, den ganzen Schnickschnack zu bestaunen und verführt mich zu dem einen oder anderen Kaufrausch.


Es duftet nach arabischen Gewürzen und frischen Backwaren, die mich ein wenig in mein Berliner Wohnviertel zurückversetzen und mich zu einer süßen Verführung verlocken. Ich lasse mich schließlich darauf ein und lasse mich in einer der arabischen Cafés nieder, um honigsüße, mit Feigen und Datteln gefüllte Teigwaren zu verkosten und mit Kardamon getränkten arabischen Kaffee zu genießen.


In der Alhambra


Die Alhambra, ("die Rote") die prächtige Palast- und Festungsstadt der maurischen Herrscher, ist die meistbesuchte Kulturstätte Spaniens und Weltkulturerbe der UNESCO seit 1984. Sie gehört für mich zu einer der am meisten geschätzten Entdeckungen meiner Reise und platziert sich im Ranking meiner persönlichen Weltwunder geschaffen von Menschenhand ganz weit vorne.


Diese mittelalterliche Stadt im Herzen des maurischen Al-Andalus zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Eine Reservierung von Tickets weit im Voraus ist notwendig und online einfach zu tätigen. Es gibt mehrere Kategorien für eine Besichtigung, die im zeitlichen Umfang und der Zahl der zu besichtigenden Gebäude variieren. Schon allein der Spaziergang durch die blühenden Gärten ist traumhaft. Der Komplex lässt sich in vier Bereichen erschließen.


Los Palacios Nazaries


Ich besuche zunächst die Nasridenpaläste, Wohnresidenz maurischer Emire, ihres Harems und ihrer adligen Verwandschaft. Der Besuch ist streng getaktet und für jeweils eine halbe Stunde für eine begrenzte Menschengruppe reserviert. Nach dem Rundgang kann ich nur allen Besuchern empfehlen, ihre ganze Konzentration im Vorhinein zu bündeln und alle Sinne zu öffnen, um diese so atemberaubende Schönheit der edlen Anlage in seinen Erinnerungen für immer abzuspeichern.



Ich schreite durch reich verzierte Präsentation- und Wohnräume der nasridischen Könige, filigran gearbeiteten Arabesken an den Stuckdecken, die über mit kunstvollen Ornamenten überzogenen Wänden hängen. Überall wird die islamische Geschichte, ihre Götterwesen, mythische Figuren oder die Allmacht der muslimischen Herrscher dargestellt. Einzigartig das wider der islamischen Kultur bemalte Deckengemälde, das Menschenwesen darstellt, deren Bedeutung nicht ganz geklärt ist.




Die repräsentativen Gebäude des Machtzentrums sind von dem hellen Patio de Leones, dem Löwenhof mit dem Springbrunnen der zwölf Löwen und dem Bassin mit der ewig glatten Wasseroberfäche voneinander getrennt.


Dieses geschmackvolle Bauwerk ist ergreifend, verzaubert die Sinne und verschlägt mir mir vor Staunen den Atem. Ich stelle mir vor, wie aufgebrachte, fremdländische Politiker der vergangenen Zeit, die sich den Herrschern vorstellten, mit diesem überraschenden Anblick von unwiderstehlicher Schönheit sich zu Unterhändlern von milden Gebären, mit versöhnlichen Absichten und nachgiebigen Verhandlungswillen wandelten und von dem magischen Zauber diese Säle gezähmt wurden. Ein wahrhaftes Wunderwerk!


Leider erlaubt es mir die Zeit meines Tickets nicht mehr, hinauf zum Generalife zu gehen. Die Sommerresidenz des Emirs befindet sich weiter östlich abseits der Alhambra.


Spaziergang in der Medina und zur Alcazaba


Nach dem Besuch der Palastanlage bleibt nun Zeit für ein nachsinnlichen Spaziergang durch die Medina, also die gepflegten Gartenanlagen und einstigen Stadtteile der Alhambra, von denen Fundamente früherer Werkstätten und Wohnquartiere zu sehen sind.


Die Paläste der Herrscher insbesondere, aber auch die ganze Stadt Alhambra, die vorzugsweise vom adligen Gefolge, reichen Kaufleuten und militärischen Einheiten bewohnt war, waren von einer mächtigen Stadtmauer und ihren Befestigungsanlagen umgeben. Der Rundgang auf diesen Stadtmauern in der Alcazaba, der Verteidigungsanlage, verspricht einzigartige Ausblicke in alle Himmelsrichtungen der Stadt Granada bis zu den Anhöhen der Sierra Nevada im Osten.


Der Palast des Karl V.


Für die Errichtung dieses Palastes ließ Karl der V. einen Teil der Nasridenpaläste abreißen, um sich hier ein Schloss im Renaissance- Stil zu errichten, das zu seinen Lebzeiten nie fertiggestellt wurde und nach langen Jahren als Bauruine erst im 20. Jahrhundert Vollendung fand. Ob es das wert war?

Heute befindet sich in den Gebäuden das Museo de las Bellas Artes und das Museo de la Alhambra.



Corona liegt mir auf den Fersen...Einen Tag nach meinem Besuch der Alhambra wird deren Besichtigung für alle Menschen vorerst nicht mehr gestattet.






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