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  • AutorenbildSylvia Thiel

Heimkehren

"Wer zurückkommt, nachdem er die Welt bereist hat, ist bei seiner Heimkehr das, was er sein ganzes Leben sein wird." Jean-Jacques Rousseau


Die "Outzeit" schleicht dem Ende entgegen. Corona kann sie mir nicht vermiesen.


Die Rückkehrer-Quarantäne in einer vorübergehend gemieteten Wohnung Nähe Savignyplatz verschafft mir ein Alibi nur verhalten Freunde und Familie zu treffen, meine Reisekoffer zu entrümpeln, meine Mais-, Maniok- und "Bolo"-speicher in meinem Körper zu ersetzen durch das gute Vollkornbrot, frisches Gemüse und reines Wasser, das ich so vermisste. Ich erstehe einen neuen Computer, um endlich die Reise auch auf dem Blog fortsetzen zu können. Ich nutze die Zeit, um Papiere zu ordnen, meinen Gesundheitszustand checken zu lassen und mich an feste Schuhe und warme Sachen zu gewöhnen. Ich bin immer noch mit mir selbst in guter Gesellschaft, meistens mit Lesen beschäftigt und dennoch gefühlt immer zu Besuch in Berlin.


Im Mai geben mir Lucas und Marina, meine Wohnung in der Nehringstraße dankenswerterweise früher frei. Beide waren für mich die perfekten "housesitter" während meiner langen Abwesenheit. Ich finde mein Zuhause tadellos und bezugsfertig vor. So lieben Dank an euch! Meine Kinder helfen mir beim Malern und Kisten tragen. Das eine oder andere neue Möbelstück zieht ebenfalls mit ein, die wenigen mitgebrachten Erinnerungen finden ihren würdigen Platz. Die Vorräte in den Küchenschränken fülle ich bedachtsam auf. Der nachhaltige Gedanke, der sich während meiner Reise zu einen meiner Glaubenssätze etabliert, bekommt einen Raum in meinem Alltag. Für dieses neue "Settledown" finde ich genügend Zeit und Muße und dennoch schweifen meine Gedanken manchmal in die Ferne, in die tropische Sonne, zu den Klängen der Regenwälder, zu den eroberten Gipfeln der Vulkane, die auf meine Rückkehr hoffen .


In den Sommermonaten "ausflügle" ich süchtig nach der Natur und ihrer eigenen Geräusche, immer in Nähe von Gewässern. Mal per Rad, mal folge ich Wanderrouten auf Komoot, viel in Berlin und in der Umgebung mit Freunden und auch wieder mal allein und endlich fahre ich auch nach Schwerin zur Familie. Es ist, was das Wetter anbelangt, ein durchwachsener Sommer. Oder bin ich nur sonnenverwöhnt? Fast acht Monate Sonnenstrahlen auf sich fallen lassen, das füllt den Wärmespeicher im Körper. Ich gebe ihn nur widerwillig frei. Aber dann friere ich zu oft, sogar im Regen!


Und irgendwie fremdle ich mit der Heimat...ich fühle mich als Fremde ... entfremdet...


Es bleibt nur wenig Raum für Erinnerungen. Ich hebe sie mir auf für später und nehme mir vor darüber zu schreiben, was ein Jahr geschenkte Zeit mit mir gemacht hat...


Aber langsam scheint diese Zeit des unbekümmerten Treibens davon zu rennen... Ich habe das Gefühl, noch das Eine oder Andere erledigen, organisieren oder zu Ende bringen, ein letztes Mal irgendetwas genießen und genau diesen Menschen unbedingt noch einmal treffen zu müssen


BEVOR....


...das Glück der "Outzeit" wieder der Pflicht zur Arbeitszeit weicht.


"Die Suche nach dem Glück ist eine der Hauptursachen des Unglücks." (Eric Hoffer)





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