2013 begann ich eine 4- monatige Auszeit in Cusco und fand über die Sprachschule AMAUTA fünf Wochen lang Aufnahme bei Antonio und Aurora Fernandez in der Avenida Maco Kquapac, unaussprechlicher Name einer der Inka-Häuptlinge.
Das Ehepaar wirkt auch im fortgeschrittenen Alter immer noch verliebt, kümmert sich schon seit mehreren Jahren rührend um die Gäste und ehren vergangene, die sich auf den Seiten ihrer Gästebücher liebevoll verewigt haben. Beide sind stets frohen Mutes, zufrieden gottergeben in einer assimilierten religiösen Mischung aus Patchamama - Virgin Maria und leben in einem kleinen, halbfertigen Haus mit gepflegten Garten und mit der geliebten Familie in friedvoller Nachbarschaft . Sie gelten als gut situiert und ich erfahre während meines Aufenthaltes bei ihnen, wie sehr sie wegen ihrer Großzügigkeit und ihrer Nächstenliebe von der Gemeinschaft in Cusco geschätzt werden.
Wie viele cuscueños sind auch die Fernandez tief mit ihren idigenen Traditionen verwurzelt und leben sie gerne.
Aurora hat den Stolz einer Inka, ist voller Leidenschaft und singt gern. Sie beherrscht alte Kochkünste, ist eine Kennerin alter Inka-Rezepte und Ingredienzien und spricht fließend eine der Sprachvarietäten des Quechua, die Sprache Lateinamerikas, die knapp 8 Millionen Indigena in den Andenländern in etwa 46 Varianten sprechen können.
Antonio lehrte mich zunächst gehen in 3399 m täglich dünnatmiger Höhe der peruanischen Anden... immer bergan die Straßen mit den fremdklingenden Inkanamen zur Sprachschule hinauf, ganz gemächlich, kurzatmig, verschnaufend, manchmal ängstlich ein leichtes erdbebenartiges Zittern unter den Füßen spürend, das der betagte Mann kaum noch wahrnahm und ihn ziemlich gelassen ließ. Die Erde wankte, aber nicht sein Gang.
Er half mir auf die ersten eigenen Entdeckungstouren zu gehen. Wenn ich unsicher nach Bussen Richtung Titicacasee oder Machu Picchu suchte, wartete er mit mir dort, bis ich im richtigen Collectivo saß und auch, wenn ich wieder kam, um mir nochmals die Inka-Häuptlinge der Straßen vorzustellen und mich sicher durch den unnachgiebigen Hup-Hup-Verkehr der Innenstadt zu lotsen.
Beide ließen mich teilhaben an der heimischen Kultur. Sie nahmen mich mit zu der peruanischen "Boda" von Maria und Marco, deren Trauzeugen sie waren. Sie tanzten mit mir den Huayna, einen alten traditionellen Inka-Tanz.
Sonntags besuchte ich einer der katholischen Gottesdienste, deren gottesfürchtige Folgsamkeit mich unfassbar erschaudern ließ und mich drei Stunden lang ungläubig staunend im Bann hielt.
Ich entdeckte den Pisco sour, einen kräftigen alkoholischen Cocktail, den aus Blättern der Coca-Pflanze zubereitet anregenden Tee, den Quinoa, eine alte Inka-Reissorte, die "moraya", die schwarze Kartoffel und eine ganz faszinierende Delikatesse, "el cuy parrillero", gegrillte Meerschweinchen.
Was mir Antonio und Aurora mit auf den Weg gaben:
No te aferres a nada ni a nadie
no limites tu
destino, solo suelto
deja ir, deja ser... veras que
cuando nada es segura
todo es posible.
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