Die letzten Tage traf ich mich mit meinen Kindern in Berlin und Tübingen zu einem "sleepover" und viel Zeit für wunderbare Gespräche und kleinen Ausflügen zu Lieblingsorten ihrer Studienzeit.
Von Tübingen ging es dann mit Sack und Pack nun definitiv per Bahn zum Flughafen Frankfurt am Main.
Ein Vorab-Online-Check-In brachte letztendlich keinen Zeitgewinn. Im Gegenteil. Am Baggage-Drop-Off schien die Schlange unbeweglich und der "Run" zum Gate ließ es nicht stressfrei angehen.
Der Flug mit der Air Europa nach Madrid und dann weiter nach Quito dauerte mit Wartezeit ca. 20 Stunden. Wie immer bot der Langstreckenflug in der Standard-Preisklasse wenig für einen bequemen und schon gar keinen ausreichenden Schlaf, dafür aber traumhafte Aussichten über den Wolken.
Ein kleiner Trost: Der Besitzer der reizenden kleinen Tambuca-Posada schickte einen Flughafen-Shuttle mit unterhaltsamen Fahrer und hielt auch bereits das frisch vorbereitete Zimmer inklusive eines leckeren Frühstücks für mich bereit. Ein perfekter Empfang!
In Ecuadors Hauptstadt Quito weilte ich bereits im März 2013 für vier Wochen, um im Kinderhospital Baca Ortiz Freiwilligenarbeit zu leisten. Schon am nächsten Morgen bin ich auf mir immer noch vertrauten Wegen in die Kinderstation "Lutifetia" in die 4. Etage des Krankenhauses gegangen in der Hoffnung, Schwester Monica zu treffen.
Nach einigen Minuten des Wartens stand sie tatsächlich vor mir, erkannte mich nach Sekunden des Erinnerns und wir umarmten uns schließlich voller Freude. Sie wirkte auf mich zerbrechlich, ein wenig müde und dennoch schaute sie mit den gleichen warmherzigen Augen um sich, in ihrem Blickwinkel stets die leidgeprüften Kinder, die wohl immer noch so gern hier vorbeischauten, um sich beim Spielen abzulenken.
Monica erzählte mir ihre schicksalhafte Geschichte der letzten sechs Jahre: kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland erkrankte sie schwer an Krebs, kämpfte sich nicht nur durch verschiedenste Schmerz- und Chemotherapien, sondern rang noch mit eingeschränkter Kraft unermüdlich um das Fortbestehen ihres Projektes. Sie sieht es unauslöschlich als ihre Lebensaufgabe anderen zu helfen und fand viel Trost und Unterstützung in ihrem Glauben. Sie macht sich große Sorgen um ihr Projekt.
Der Platz für kleine Spenden in meinem Koffer war es wert. Es lohnt sich, bei einem Besuch in Quito vorbeizuschauen und mit Sach- und Geldspenden das Projekt zu unterstützen. Es gibt auch die Möglichkeit, als angehender Arzt dort ein Praktikum zu absolvieren. Das Kinderhospital pflegt eine interessante Website:
Hospital Pediátrico "Baca Ortiz"
Quito liegt auf einer Höhe von 2850 m in den Vorläufern der Anden und ist deshalb geeignet, sich für Vulkanwanderungen in höheren Lagen zu akklimatisieren.
Die Stadt an sich wirkt auf mich nicht sehr einladend. Die Autofahrer hupen genervt und nehmen selten Rücksicht auf Passanten und Fahrradfahrer. Fast scheint es Absicht zu sein, das aufgeregte Gemüt des Autoverkehrs zu beruhigen, wenn man sonntags kurzerhand die verkehrsreiche Avenida Rio Amazonas zur autofreien Zone erklärt und auf ihr gemütlich flanieren und Rad fahren kann.
Nur in dieser Stadt hatte ich die einzige unangenehme Begegnung mit den dreisten "ladrones", den Taschendieben von Handys und Kameras, die so manchen Backpacker das Reisen vermiesen können. So ist es nun auch einem Studenten ergangen, der in meiner Posada logierte.
Vor einigen Jahren erlebte ich Quito in einem Zustand extremer Bauaktivitäten auf den Straßen, die den Lärm dieser Stadt unerträglich machten.
Bei meinem heutigen Besuch konnte ich nun die Früchte dieser Arbeit bestaunen. Ganze Straßenzüge, insbesondere in der kolonial geprägten historischen Altstadt erstrahlen im neuen Glanz und geben der Stadt einen gepflegten Eindruck. Ich gehe dieses Mal gern durch diese Stadt und bin beeindruckt von den Fortschritten.
Alte Gebäude wie das Centro Cultural mit Sitz der Biblioteca Nacional sind nun vollständig restauriert und moderne Fußgängerzonen wie die Calle Garcia Moreno in der Nähe des Plaza Grande entstanden.
Vom Centro Cultural, das der Besucher eintrittsfrei besichtigen kann, hat man herrliche Fotomotive auf die historische Altstadt.
Eine der schönsten Begegnung an diesem Tag hatte ich in der Chocolaterie Chez Tiff auf der Calle Garcia Moreno. Dieser italienisch-ecuadorianische Familienbetrieb fertigt köstliche Pralinés aus hochwertigem Kakao an. In diesem feinen Laden kann man auch pure heiße Schokolade genießen, viel über die Kakaoproduktion in Ecuador erfahren und Pralinés und andere Köstlichkeiten des Meisters kaufen.
Ecuador zählt zu den weltweit bedeutendsten Kakao-Produzenten (50% Anteil an der Weltproduktion) und spielt eine wichtige Rolle im Kontext fair gehandelten Kakaos.
Die Chocolaterie Chez Tiff findet ihr auch auf Facebook.
Man muss Quito schnell verlassen, um die Schönheit der Natur Ecuadors zu entdecken. Vom Terminal Carcelén fahren stündlich bequeme Reisebusse in knapp zwei Stunden nach Otavalo ($2,50).
Schon auf der Busfahrt nach Otavalo, etwa ca. 90 km in nördlicher Richtung kann man die ersten Blicke auf die manchmal wolkenverhangenen Vulkane der Anden erhaschen:
den Cayambe oder dem Cotacachi... auf der Straße der Vulkane! ¡ Siguen!
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