Hiking, Biking oder Driving - Ausflüge in die nahe Umgebung der bayrischen Hauptstadt, die ich oft und gern unternahm, als ich in München weilte auch wegen einer ständigen Sehnsucht nach meinem dort lebenden Sohn, sind unzweifelhaft bereichernd und garantieren einen herausfordernden wie erholsamen Aktivurlaub. Die immer etwas in Mystik getauchten Seen, mal in Wolken gehüllt, mal im Nebel versunken und dann wieder spiegelnde Bilder im klaren Bergwasser gaben jeder Tour einen unnachahmlichen Charakter und ihren eigenen faszinierenden Reiz.
Nachdem ich meine allererste Radtour auf einem geliehenen Rennrad entlang der Isar plante, rechnete ich nicht damit, dass es mich zum E-Bike fahren führen würde.
Es sollte ein erster Versuch werden, die Gegend um München herum eben fast ohne Auto zu erkunden. Mit der S-Bahn ging es zunächst bis Wolfratshausen und dann einfach den großen Teil der Isar entlang zurück nach München.
Voilà le programme:
eine Lachsforellenfischzucht, die Aumühle, zum Lunch angefahren und ein Fischbrötchen mit natürlich bayrischen Bier genossen
Kurti, einen echten Oberbayern begegnet
in der Eisbude in Grünwald zum Schlemmern gestoppt
Kloster Schäftlarn besichtigt und hier eingekehrt
entlang der Isarauen geradelt und immer wieder angehalten, um diesen so wechselvollen Fluss zu bestaunen: seichte Stellen zum Baden, ruhige Uferplätze, um für sich innenzuhalten, brausende Stromschnellen, in denen die trübsinnigen Gedanken mit hinwegstrudeln
Biergarten - Pause für ein kühles Gezapftes
Das war schon einmal alles verheißungsvoll und machte Lust auf mehr.
Seentouren
Jeder See in der nahen Umgebung von München ist eine Schönheit für sich und relativ gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Der Ammersee (Herbst 2022/ Sommer 2024)
Mein erstes "Bayrische-Seen"- Erlebnis war der Ammersee. Ich ließ mich von meinem Sohn per Auto mitnehmen, bin aber auch per S-Bahn in Herrsching eingestiegen und zack in München zurück gewesen.
Meistens und wohl auch beliebter ist der Ammersee fußläufig zu erkunden. Der drittgrößte See Bayerns bietet eine etwa 8 km lange Uferpromenade zum gemütlichen Spazieren und mit weitläufigen Ausblicken auf das Alpenpanorama. Baden ist kein Problem bei einer für Bergseen angenehmen Wassertemperatur von um die 20°C im Sommer. Allerdings ist er auch häufig von Mückenschwärmen besucht. Die Gastronomie entlang der Badestrände und Uferwege ist köstlich: Es werden frischer Fisch, üppige Kuchenbuffets und eine Vielfalt leckerer Eissorten angeboten.
Eine ziemlich coole Idee ist eine Wanderung zum Kloster Andechs ca. 4 km vom Ammersee entfernt. Ein Brauch von Studenten ist es, auf dieser Wanderung bis zum Kloster eine Kiste Bier unterwegs zu vernichten, um dann, wenn der Vorrat geleert ist, das herrliche Bier der Klosterbrauerei weiterzutrinken. Überhaupt schien mir der Ausflug weniger wegen des Klosters als wegen der Gastronomie lohnenswerter entgegenzuwandern. Ich behaupte hier, das beste alkoholfreie Bier ever getrunken zu haben.
Auf dem Weg zum Ammersee fand ich mein Traumhäuschen, scheinbar unbewohnt, verlassen, vernachlässigt und ungeliebt... von mir wäre es das ganz bestimmt nicht! Want it!
Einige Promis suchen hier ebenfalls wohlige Ruhe und Abgeschiedenheit, unter ihnen Helenchen und der Poptitan aus Hamburg. Naja, die muss ich nicht zum Tee einladen...
Der Walchensee - Der Kochelsee - Murnau am Staffelsee ( April 2023)
Mein Lieblingssee ist der Walchensee etwa 75 km südlich von München. Er ist einer der tiefsten und größten Alpenseen und hat mich vor allen wegen seines Farbenspiels auf der Wasseroberfläche fasziniert. An den im Wasser gespiegelten Bildern des umgebenen Bergpanoramas konnte ich mich nicht satt sehen.
Hier entstanden meine Postkartenfotos.
Auf dem Grund des Sees befinden sich wohl mehrere , aus dem zweiten Weltkrieg stammende Flugzeugwracks, natürlich Kampfflieger, dazu die in Ufernähe irgendwann in den See gerutschten Autowracks eines VW Käfers und eines alten Fords früherer Zeiten, was ihn zum beliebten Ort für Taucher macht.
Sicher wegen des reizvollen Panoramas bewaldeter Berge , das diesen See umgibt, diente er schon oft als Filmkulisse.
Unweit des Walchensee, weiter nördlich grenzt der Kochelsee, den mein Sohn und ich auf unseren Ausflug streiften, als wir zum kleinen beschaulichen Ort Murnau fuhren.
Gabriele Münter, Malerin, erwarb 1909 hier ein Haus, das "Russenhaus", in dem sie gemeinsam mit Wassily Kadinsky bis 1914 und dann bis zu ihrem Tode lebte und es zu einem Treffpunkt der Künstlergruppe Blaue Reiter machte.
Ein spannender Kinofilm erzählt diese turbulente Lebensgeschichte.
Durch die Altstadt Murnaus zu flanieren, ist schon ein Erlebnis, wenn es nicht so geregnet hätte. Glücklicherweise gibt es das legendäre Brauhaus Griesbräu (https://griesbraeu.de/) , in das wir uns ins Trockene retteten. Neben einer vorzüglichen bayrischen Küche und hausgebrauten Bier, sind hier auch die alten und noch in Betrieb gehaltenen Brauanlagen zu bewundern. Natürlich ließen wir uns gern auf ein bayrisches Schmankerl ein.
Murnau ist ein schöner Ort zum Alt werden.
Ich bin meinem Sohn immer wieder dankbar für die Mama-Zeit, die er mir schenkt bei meinen Besuchen.
Der Starnberger See ( August 2023)
Er ist der fünftgrößte See Deutschlands, aber zählt zu den wasserreichsten. Umradelt man ihn, kommt man auf eine stattliche Strecke von 50 km. Der See empfängt die Besuchenden mit einer hübschen Uferpromenade, die direkt an der S-Bahn Haltestelle Starnberg liegt und gleich zu ein paar Schifffahrten einlädt.
Ich habe ihn in aller Eile zum ersten Mal mit einem E-Bike umradelt.
Eine TO-DO-Liste bleibt offen:
eine Schifffahrt zur Roseninsel
Schloss Bernried
Percha Beach
Kreuz in Berg von Ludwig II
Buchheim Museum
Der Tegernsee - Der Schliersee (Oktober 2023)
Für diese gemeinsame Tour plante mein Sohn für sich ein Rennrad und für mich ein Mountain-E-Bike, das mich vollends begeisterte und ich mir während der Fahrt sportliche Höhenflüge einbildete, als ich bergauf an den Tour de France-Radrennfahrer Ole vorbeirauschte. So kann jede Berg- und Taltour ein entspanntes Erlebnis werden.
Von Gmund zum Tegernsee ins Valepp und zurück am Schliersee vorbei
Das Wetter schien uns endlich einmal wohlgesonnen zu sein. Der Fahrradverleih in Gmünd lieferte unkompliziert und ein Rad mit exzellenter Qualität.
Los ging es in Gmund am Tegernsee.
Tegernsee ist zunächst einmal eine Stadt, die im Mittelalter ihren Ursprung mit der Errichtung eines Klosters durch Benediktinermönche samt einer Brauerei im Jahre 1260 am Südostufer des gleichnamigen Sees fand.
Der See zählt zu den saubersten Seen der Bayerns und in den (teuersten) Villen drumherum leben die bekanntesten Prominenten Deutschlands: natürlich Profi-Fußballer wie Manuel Neuer, Philip Lahm, unser (Möchte-gern- vielleicht-Bundeskanzler) Friedrich Merz, der Verleger Herbert Burda...eigentlich geht mir das wenig durch den Kopf, wenn ich in diesen Gegenden unterwegs bin.
Ich war so vernarrt in mein sportliches E-Bike, dass mir ganz besonders die Fahrt durch die Seen- und Waldlandschaft, bergauf, bergrunter, an einem Wasserfall vorbei auf gut gepflegten Radwegen gefiel und meine Begeisterung nicht enden lies.
Natürlich gönnten wir uns eine Almhütteneinkehr mit vorrätiger deftiger bayrischer Küche. Ich liebe es, die Teller mit meinem Sohn zu teilen, der so alles mit mir probiert und sich um die Reste der immer zu viel bestellten Portionen kümmert.
An diesem Tag und nach gut der Hälfte der vorgeplanten Strecke ging es endlich auch bei einem Teller Kaiserschmarrn ohne Gewissen zur Sache. Lecker!
Auf dem Rückweg fuhren wir einen Schlenker zum idyllisch gelegenen Schliersee, der uns vor allem zur Kaffeezeit in ein wunderbares Café verführte.
Eigentlich wurde keine Energie verschwendet, sondern gleich so wieder zurückgeführt.
Der Schliersee ist ein gemütlicher Badesee und oft Austragungsort von nationalen Triathlon-Wettbewerben. Seine 7 km Umfang-Uferwege sind zügig abzuwandern und wohl in einer halben Stunde mit dem Rad erledigt. Allerdings waren wir dafür schon zu erschöpft und hatten die Kilometer vor uns fest im Blick.
Abends gegen 18 Uhr waren wir wieder in Gmund, mein liebgewonnenes E-Bike musste ich wieder zum vereinbarten Treffpunkt zurückbringen.
Was nicht hieß, dass wir nun schnell daheim waren. Wohl gefühlt ganz München hatte sich an diesem sonnigen Tag zu einem Ausflug an den Tegernsee entschlossen, so dass in die Regionalbahn nach München so viele Heimkehrende drängten, dass sich für Oles geliebtes Rennrad kein Platz fand. So tricksten wir und fuhren zunächst eine Station zurück zum Terminal Tegernsee und stiegen dort bequem und endlich platzbar mit uns allen samt Zubehör in den Zug.
Völlig erschöpft, aber unendlich glücklich über diesen einzigartigen Tag fiel ich in einen komaähnlichen Schlaf.
Bin sehr stolz auf mich!
Der Chiemsee
Mit dem Deutschlandticket ging es bei typisch windig kalten und Regen versprechenden Aprilwetter auch einmal bis zum Chiemsee.
Der Chiemsee ist auch zumindest vom Hörensagen im Norden des Landes ein Begriff eher für teuren Urlaub. Halt tiefes Bayernland.
Immerhin ist der Chiemsee der größte See Bayerns und der drittgrößte See Deutschlands. Von den vier Inseln, die dieser See beherbergt, werden am liebsten die Herreninsel und die Fraueninsel wegen ihrer königlichen Bauten angefahren und besichtigt.
Auf der Herreninsel erbaute König Ludwig II. das neue Schloss Herrenchiemsee neben dem alten Schloss, einem ehemaligen Kloster. Das neue Schloss und seine weitläufige Parkanlage ist dem Chateau de Versailles nachempfunden.
Ich habe etwas gelangweilt diese Insel besucht und ich fand es fast ein bisschen lächerlich Glanz und Pracht des Versailler Schlosses auf dieser kleinen Insel in Szene setzen zu wollen. Passenderweise kamen wohl gerade die Könige Bayerns auf solche flausigen und unbescheidenen Gedanken.
Der Spaziergang in der nach Seewasser riechenden Luft tat dennoch gut und der Apfelstrudel im Schlosscafé fühlt sich nun doch wieder bayrisch-erdig an.
Die Entdeckung der bayrischen Seen ist bei weitem noch nicht zu Ende. Viel zu oft habe ich sie von der Uferseite beschaut und eigentlich kaum in ihnen ein Erfrischungsbad genossen.
Das lag meist eben auch an den regnerischen Tagen, die ich leider allzu oft bei meinen Besuchen in Bayern erlebe. Sicher ist es mein persönliches Karma und irgendwann wird sich das Glück der Sonne über Bayern auch für mich einstellen.
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